Befristete Absenkung auf Null oder dauer­hafte Strei­chung? Der Wegweiser zur Strei­chung der EEG Umlage

Dass der Gesetz­geber die ungeliebte EEG-Umlage abschaffen will – und das lieber heute als morgen – gilt als gesetzt, ist aber noch nicht Gesetz. Bisher befindet sich die Umsetzung noch im Status von Gesetzesentwürfen.

Und hier, so haben wir in der vergan­genen Woche in unserer Beratungs­praxis festge­stellt, beginnt bei vielen die Verwirrung. Wird die EEG-Umlage nun abgeschafft? Oder beibe­halten aber gesetzlich auf den Wert 0 festge­setzt? Und war das nicht nur befristet im Geset­zes­entwurf? Was passiert dann nach Ablauf der Frist? Kann die EEG-Umlage dann nicht wieder hochge­setzt werden?

Fragen über Fragen, wir haben die Antwort:

Der Wegweiser zur Abschaffung der EEG Umlage

Man muss dazu wissen, dass es hierzu nicht nur einen, sondern gleich zwei Geset­zes­ent­würfe gibt. Da ist zunächst der Referen­ten­entwurf einer erneuten Novel­lierung des EEG, mit geplanter Geltung ab dem 01.01.2023. Dieser Entwurf sieht tatsächlich die ersatzlose Strei­chung der bishe­rigen Regelungen zur Erhebung der EEG-Umlage vor. Wird dieser Entwurf vom Gesetz­geber verab­schiedet, dann ist damit die EEG-Umlage Geschichte – ab 2023.

Da dieser Zeitho­rizont der Regierung aber zwischen­zeitlich als nicht mehr ausrei­chend schnell erschien, gibt es jetzt noch einen weiteren Entwurf eines Gesetzes zu dem Thema, nämlich das „Gesetz zur Absenkung der Kosten­be­las­tungen durch die EEG-Umlage und zur Weitergabe dieser Absenkung an die Letzt­ver­braucher“. Dieser Entwurf sieht vor, dass die EEG-Umlage bereits ab Juli 2022 mit dem Wert Null angesetzt wird, und zwar befristet bis zum 31. Dezember 2022. Denn danach soll sie ja durch die bereits geplante Novelle des EEG ganz entfallen.

Die Abschaffung würde also rechtlich in zwei Schritten erfolgen: Erst die Absenkung der Umlage auf Null und unmit­telbar danach der dauer­hafte Wegfall.

(Christian Dümke)

2022-03-24T14:47:08+01:0024. März 2022|Energiepolitik, Erneuerbare Energien|

Die Zukunft der Ersatzversorgung

Das Beste zuerst: In Deutschland verliert man nicht seine Strom­ver­sorgung, wenn der Strom­lie­ferant insolvent wird oder die Versorgung aus anderen Gründen beendet. In diesen Fällen greift der Ersatz­ver­sor­gungs­an­spruch nach § 38 EnWG (ausführ­licher hier). Praktisch läuft der Strom einfach weiter, nur dass nicht mehr der selbst gewählte Versorger Rechnungen schickt, sondern der örtliche Grund­ver­sorger bis der Kunde sich für einen anderen Liefe­ranten oder Tarif entscheidet.

Bislang darf für die Versorgung von Haushalts­kunden nicht mehr als der Grund­ver­sor­gungs­tarif berechnet werden, vgl. § 38 Abs. 1 Satz 3 EnWG. Doch angesichts der hohen Preise für die Beschaffung rumort es seit geraumer Zeit. So streiten u. a. Verbrau­cher­ver­bände und Versorger vor verschie­denen Gerichten um die Frage, ob die treuen Kunden die kurzfristige Beschaffung sehr teurer Energie­mengen eigentlich mit bezahlen müssen (wir berich­teten bereits mehrfach).

Diesem Problem und einigen anderen Heraus­for­de­rungen, die mit der Ersatz­ver­sorgung verbunden sind, will sich das Bundes­wirt­schafts­mi­nis­terium (BMWK) nun stellen. Es sieht in seinem Entwurf für eine Novelle des EnWG nun zum einen die Klarstellung vor, dass auch für Haushalts­kunden, die in die Ersatz­ver­sorgung fallen, erhöhte  Vertriebs­kosten und Beschaf­fungs­kosten ohne Einhaltung einer Ankün­di­gungs­frist berück­sichtigt werden dürfen. Es besteht eine Ausweis­pflicht. Nach drei Monaten, wenn die Ersatz­ver­sorgung endet, können die Kunden aber in die Grund­ver­sorgung ohne diese Aufschläge wechseln.

Reichstag, Berlin, Regierung, Glaskuppel, Gebäude

Korre­spon­dierend zu dieser verüber­ge­henden fakti­schen Schlech­ter­stellung wertet der Entwurfs­ver­fasser den Schadens­er­satz­an­spruch gegenüber dem vertrags­brü­chigen bishe­rigen Liefe­ranten auf. Dieser haftet bereits bisher wegen Nicht­er­füllung einer vertrag­lichen Pflicht und müsste daraus die Differenz zwischen dem verein­barten Preis und dem Ersatz­ver­sor­gungs­tarif tragen. Der Entwurf der EnWG-Novelle sieht nun vor, dass dieser Anspruch laut einem neuen § 41b Absatz 5 mindestens 160 EUR beträgt. Dies ist hilfreich, weil es dem Kunden Nachweis­aufwand abnimmt, hilft aber nicht im Insol­venzfall. Dies gilt auch für eine weitere Neuerung, die der Entwurf vorsieht: Wer die Lieferung einstellt, soll dies drei Monate vorher ankün­digen (Miriam Vollmer).

2022-03-23T01:20:26+01:0023. März 2022|Energiepolitik, Gas, Strom, Vertrieb|

Streit um gespaltene Grund­ver­sor­gungs­tarife – Wie ist der Spielstand?

Das Thema gespaltene Grund­ver­sor­gungs­tarife war in der Vergan­genheit hochstreitig. Zunächst unter Juristen und Verbrau­cher­schützern, dann auch ziemlich bald vor den Gerichten. Wir berich­teten bereits mehrfach darüber.

Wie ist dieser Streit denn (bisher) ausge­gangen? Ziemlich unein­heitlich. Wir haben hier für Sie den Überblick:

Das Landge­richt Mannheim (AZ 22 O 3/22 Kart) und das Landge­richt Frankfurt/Main (Az. 03–06 O 6/22). haben jeweils einem Grund­ver­sorger die Preis­spaltung untersagt. Es handelte sich um Verfahren im einst­wei­ligen Recht­schutz, die ein Wettbe­werber angestrengt hatte. In beiden Fällen lag der Preis für Neukunden nach der Tarif­spaltung erheblich

Das Landge­richt Berlin (Az. 92 O 1/22 Kart) und das Landge­richt Köln (Az. 31 O 14/22 ) sahen in den dort angegrif­fenen Preis­spal­tungen dagegen keinen Rechts­verstoß (Az. 92 O 1/22 Kart). Das EnWG erlaube es dem Grund­ver­sorger auch mehrere Tarife in der Grund­ver­sorgung anzubieten. Die Rechts­auf­fassung des Landge­richts Köln wurde danach auch in 2. Instanz durch das OLG Köln bestätigt (Beschl. v. 02.03.2022, Az. 6 W 10/22).

Der Zwischen­stand liegt damit nach unserer Wertung bei 2 : 3 für die grund­sätz­liche Zuläs­sigkeit gespal­tener Grund­ver­sor­gungs­tarife, der Vorsprung wird noch ausgebaut durch den Umstand, dass eine dieser Entschei­dungen von einem Oberlan­des­ge­richt stammt.

Gleichwohl zeigt dieser Zwischen­stand, dass auch die Richter in dieser Frage uneinig sind.

(Christian Dümke)

2022-03-21T23:45:05+01:0021. März 2022|Rechtsprechung|