Arzneimittel im Grundwasser
Erst neulich hatten wir über Mikroplastik in Gewässern berichtet. Ein ähnliches Problem ergibt sich in Zusammenhang mit Arzneimitteln und deren Wirkstoffen. Medikamente wie zum Beispiel der Stimmungsaufheller Carbamazepin, das Schmerzmittel Diclofenac oder das Kontrastmittel Iopamidol sind nicht nur im Zulauf von Kläranlagen, sondern auch im Grund- und Trinkwasser zu finden. Bislang ist in Mengen, die für Menschen keinen Grund zur Bersorgnis geben, aber für die Umwelt ein Problem darstellen. Daher setzen inzwischen einige Klärwerke auf eine vierte Reinigungsstufe, etwa in einem Klärwerk in Ulm an der Donau. Dabei wird das vorgereinigte Abwasser mit pulverisierter Aktivkohle vermischt, wodurch Arzneimittelrückstände, aber auch andere Mikroverunreinigungen absorbiert und durch Sedimentation dem Wasser entzogen werden können. Mit weiteren Reinigungsmitteln können noch weitere Verunreinigungen entzogen werden. Schließlich ist auch noch eine Filteranlage erforderlich, um die nun gebundenen Schadstoffe mitsamt der Trägersubstanzen dem Wasser weitgehend rückstandsfrei zu entziehen.
Allerdings bringt diese vierte Reinigungstufe ganz erhebliche Kosten mit sich. Nach Schätzung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind es etwa 15 Euro pro Person und Jahr. Wer soll das bezahlen?
Bislang muss dies von den kommunalen Zweckverbänden, die in der Regel die Kläranlagen betreiben, selbst bezahlt werden. Allerdings werden die Kosten über Abwassergebühren auf die Verbraucher umgewälzt. Im Umweltrecht spricht man auch vom Gemeinlastprinzip. Allerdings führt dies kaum zu Anreizen, Mikroverunreinigungen zu reduzieren. Denn viele Handlungsmöglichkeiten zur Reduzierung des Eintrags liegen bei der Pharmaindustrie. Durch entsprechende Produktinnovationen lassen sich Einträge nämlich unter Umständen vermeiden. Um dies zu forcieren, gibt es auch Vorschläge, gemäß dem Verursacherprinzip eine Arzneimittelabgabe zur Finanzierung der vierten Reinigungsstufe einzuführen. So etwa in einem Gutachten des Umweltbundesamtes. Dass dieser Vorschlag bei der Arzneimittelindustrie auf wenig Gegenliebe stößt, lässt sich denken.