Die Energiewende ist keine deutsche Spezialität. In unserer Serie „Energiewende weltweit“ schauen wir über den Tellerrand.
Das vulkanische Island hat das, wovon andere träumen – oder woran andere hart arbeiten – eine nahezu 100 % regenerative Stromerzeugung aus Wasserkraft (80 %) und Geothermie (20%). Island ist nie in die Nutzung der Atomkraft eingestiegen und verfügt daher über keine Kernkraftwerke. Auch Kohlekraftwerke sucht man vergebens.
Also klimaschutztechnisch alles perfekt im hohen Norden? Leider nein. Island ist unter den 32 Ländern der EU und EFTA das Land mit den höchsten CO2 Emissionen pro Kopf. Schuld daran ist die auf Island ansässige Aluminiumindustrie und der Luftverkehr. Bei der Aluminiumproduktion werden – auch bei Einsatz von 100 % Ökostrom – durch chemische Reaktionen große Mengen CO2 freigesetzt. Kritik gibt es auch an der isländischen Praxis Zertifikate für den eigenen grünen Strom ins Ausland zu verkaufen und auf diese Weise bilanziell „unsauberen Strom“ zu importieren.
Bis zum Jahr 2040 will Island gleichwohl zu 100 % klimaneutral werden. Anders als bei anderen Staaten kann dies jedoch nicht (mehr) durch Steigerung des Ökomstromanteils erreicht werden. Island muss daher andere Wege gehen. Einer davon heißt Aufforstung. Island ist das am geringsten bewaldete Land Europas. Im Zuge der früheren Besiedlung wurden 97 % der ursprünglich vorhandenen Wälder abgeholzt. Das soll sich nun langsam wieder ändern. Seit 2015 wurden mehr als drei Millionen Bäume in Island gepflanzt.
Mit dem Kraftwerk Hellisheiði hat Island zudem eine neuartige Anlage, die mehr CO2 bindet, als sie verursacht. Über einen Filter (irect-Air-Capture-Modul (DAC) wird CO2 aus der Umgebungsluft gefiltert und dann in Wasser gelöst. Das Gemisch wird dann in 700 Meter tiefe Basaltschichten gepumpt, wo das CO2 mit dem Basalt reagiert und innerhalb von 2 Jahren zu einem festen Mineral kristallisiert.
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