Insel­staaten vor dem Seege­richtshof in Hamburg

Von der deutschen Öffent­lichkeit bisher weitgehend unbemerkt hat eine Gruppe von kleinen Insel­staaten Ende letzten Jahres den inter­na­tio­nalen Seege­richtshof in Hamburg angerufen. Es geht ihnen um eine Stellung­nahme des Gerichts zu den völker­recht­lichen Verpflich­tungen zum Klima­schutz mit Blick auf die Auswir­kungen auf die Erwärmung des Meerwassers, den Anstieg des Meeres­spiegels und die Versauerung der Weltmeere. Die Staaten, zu ihnen zählen Niue, Palau, St Lucia, Vanatu, St Vincent und die Grena­dinen, St Kitts und Nevis sowie die Bahamas, haben eigens eine Kommission der kleinen Insel­staaten (COSIS) gegründet, um vor Gericht mit einer Stimme sprechen zu können.

Palmen und Meer in Tuvalu

Da der Seege­richtshof (Inter­na­tional Tribunal for the Law of the Sea – ITLOS) für das Seerechts­über­ein­kommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) zuständig ist, soll der Seege­richtshof die Pflichten der Vertrags­staaten klären. Inzwi­schen liegen von 29 Vertrags­staaten und von der EU sowie von inter­na­tio­nalen Organi­sa­tionen Stellung­nahmen zu dem Fall vor, so auch von Deutschland. Dabei beschränkt sich die Stellung­nahme des Auswär­tigen Amts auf formale Fragen der Zuläs­sigkeit des Antrags und des anwend­baren Rechts. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass keine Gründe gibt, die gegen eine Entscheidung in der Sache sprechen und dass das Gericht eine Stellung­nahme geben sollte. Hinsichtlich der inhalt­lichen Frage verweist sie auf die Stellung­nahme der EU.

In dieser Stellung­nahme, die von der EU Kommission abgegeben wurde, wird begründet, warum nach Art. 192 und 194 UNCLOS Verpflich­tungen der Vertrags­staaten bestehen, zum Schutz der Meeres­umwelt Treib­hausgase zu reduzieren. Metho­disch wird dabei das Seerechts­über­ein­kommen im Lichte der Klima­rah­men­kon­vention (UNFCCC) und des Pariser Klima­schutz­ab­kommens ausgelegt. (Olaf Dilling)

2023-08-30T10:58:56+02:0030. August 2023|Energiewende weltweit, Rechtsprechung, Umwelt|

Das Ende der (fossilen) Tankstelle?

In der Politik wird noch über ein Verbren­ner­verbot 2025 gestritten, in der Tankstel­len­branche ist man dagegen teilweise schon weiter. Der franzö­sische Tankstel­len­be­treiber Total Energies hat diese Woche bekannt gegeben seine 1.200 Tankstellen in Deutschland zu verkaufen und sich künftig auf das Geschäft mit Ladesäulen zu fokus­sieren. Der Konzern hat damit bisher ca. 1/3 des deutschen Tankstel­len­netzes abgedeckt.

Als Grund für den Rückzug aus dem Geschäft mit den fossilen Brenn­stoffen hat Total die von der EU angestrebte Klima­neu­tra­lität sowie das geplante ende des Verbren­nungs­motors angegeben. Total Energies hat sich seit 2015 bereits von Tankstellen in Italien, in der Schweiz und in Großbri­tannien getrennt.

In seiner Presse­mit­teilung verkündet das Unter­nehmen sich im Bereich der neuen Mobili­täts­formen offensiv entwi­ckeln zu wollen. Im Strom­be­reich beschleunige das Unter­nehmen den Ausbau der Ladesta­tionen an den Haupt­ver­kehrs­adern und in den Großstädten Europas. Im Wasser­stoff­sektor baue das Unter­nehmen zusammen mit Air Liquide ein europäi­sches Wasser­stoffnetz für Lkw auf.

Werden bald andere Tankstel­len­be­treiber folgen? Auch der Kraft­stoff­an­bieter Shell setzt auf erneu­erbare Energien.

So will Shell im Werk Wesseling ab 2025 kein Rohöl mehr verar­beiten, sondern Wasser­stoff und Biokraft­stoffe produ­zieren. 2021 nahm Shell die Anlage zur Produktion von grünem Wasser­stoff auf dem Gelände der Rheinland Raffi­nerie in Wesseling in Betrieb. Das Ziel von Shell ist es, laut Eigen­dar­stellung auf der Website bis 2050 ein Energie­un­ter­nehmen mit Netto Null Emissionen zu werden.

(Christian Dümke)

2023-03-17T18:37:34+01:0017. März 2023|Energiewende weltweit|

Was ist eigentlich „grüner Stahl“?

An den Begriff des „grünen Wasser­stoff“ haben wir uns gerade erst gewöhnt. Das ist Wasser­stoff der aus Elektrolyse gewonnen wird, bei der unter Einsatz von regene­rativ erzeugtem Strom Wasser­mo­leküle aufge­spalten werden in Sauer­stoff und brenn­baren Wasser­stoff. Aber was ist das „grüner Stahl“?

Dazu muss man wissen, dass die Produktion von Stahl sehr energie­in­tensiv ist und hierbei sehr oft noch große Mengen Kohle in Hochöfen verwendet werden um Eisenerz zu erhitzen. Dabei wird auch viel CO2 freige­setzt. Diese Hochöfen haben eine Lebens­dauer von 15 – 20 Jahren und im aktuellen Jahrzehnt ist für schät­zungs­weise 70 Prozent dieser Öfen das Ende des Lebens­zyklus erreicht.

In diesem natür­lichen Zeitfenster bietet sich damit die Chance die künftige Stahl­pro­duktion klima­freund­licher zu gestalten. Dies ist möglich durch den Einsatz von wahlweise Erdgas oder noch besser Wasser­stoff, genauer gesagt „grünem Wasser­stoff“. Hierbei wird aller­dings nicht einfach nur der Brenn­stoff ausge­tauscht, sondern es handelt sich um ein komplett anderes chemi­sches Verfahren bei dem das Eisenerz mit Gas reagiert und ihm dabei der Sauer­stoff entzogen wird, so dass sog. Eisen­schwamm entsteht. Dieser wird anschließend in einem Licht­bogen-Ofen, welcher mit Strom aus erneu­er­baren Energien betrieben werden kann, zu Rohstahl verar­beitet. Das Ergebnis wird dann als „grüner Stahl“ bezeichnet.

(Christian Dümke)

2023-02-10T17:36:26+01:0010. Februar 2023|Energiewende weltweit, Erneuerbare Energien, Wasserstoff|