In der Ampelkoalition tobt zur Zeit ein Kampf um den richtigen Weg zu den Klimazielen im Wärme- und Verkehrssektor. Denn bei allen Unterschieden im Einzelnen fühlen sich alle drei Koalitionspartner dem Klimaschutz verpflichtet. Ohnehin ist Deutschland durch EU-Recht an die Klimaziele gebunden. Seit dem Einstieg in den Emissionshandel im Bereich Brennstoffe im Wärme- und Verkehrssektor ist auch klar, dass die Spielräume für die Verwendung fossiler Brenn- und Treibstoffe auch aus ökonomischen Gründen kontinuierlich enger werden.
Der Streit konzentriert sich daher aktuell auf die Frage, ob bestimmte Technologieoptionen auf dem Weg zur Klimaneutralität durch ordnungsrechtliche Verbote ausgeschlossen werden sollen. Die FDP befürwortet eine technologieoffene Strategie, bei der unterschiedliche Möglichkeiten zur klimaneutralen Wärmeerzeugung und Mobilität konkurrieren. Das klingt erst einmal gut. Die technologische Möglichkeit, die von der FDP ins Spiel gebracht wird, nämlich die Nutzung sogenannter eFuels oder synthetischer Kraft- bzw. Brennstoffe hat aber zwei entscheidende Charakteristika:
- Sie erlaubt es, Technologien weiter zu nutzen, die auf der Verbrennung von fossilen Brennstoffen beruhen und lediglich auf Ebene der Brennstoffe auf Klimaneutralität umzustellen – auch das ist erst mal ein Vorteil;
- Allerdings – und darin liegt der Knackpunkt, sind die Umwandlungsprozesse, die erforderlich sind, um eFuels herzustellen, mit enormen Verlusten verbunden. Dies ist wegen der Umwandlungsprozesse aus physikalischen Gründen nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft so. Derzeit könnten mit dem EE-Strom für einen Verbrenner mit eFuel alternativ etwa 5 – 6 E‑Autos angetrieben werden.
Die Lösung, über eFuels Kfz mit Verbrennungsmotoren, Öl- und Gasheizungen weiterbetreiben zu können, bietet scheinbar geringere Anschaffungs- und Umstellungskosten. Allerdings zahlt sich der Umstieg auf längere Sicht nicht aus: Wir bleiben weiter abhängig von Brennstoffen, die zwar nicht mehr CO2, aber dafür mehr Stromeinsatz kosten. Auch ohne eFuels wird es schwierig, den Strombedarf vollständig durch erneuerbare Energien zu decken.
Zudem stellt sich durch eFuels ein soziales Problem. Die scheinbar günstigere Option verleitet viele Verbraucher dazu, die Umstellung auf E‑Mobilität und Wärmepumpen zu vermeiden und so Investitionskosten zu sparen. Dadurch bleibt es bei der Abhängigkeit von Brennstoffen, mit dem Ruf nach Subventionen oder einen wachsenden Druck, die Klimaziele und den Brennstoffemissionshandel politisch aufzuweichen.
Insofern ist der Staat in der Verantwortung zu verhindern, dass viele Bürger in diese individuell und kollektiv kostspieligen Sackgasse laufen. Dies kann entweder über ein Verbrenner-Aus und ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen erfolgen, wie bereits im Koalitionsvertrag und auf EU-Ebene vereinbart. Zumindest aber müssten die Verbraucher beim Kauf neuer Fahrzeuge oder Heizungsanlagen über die steigenden laufenden Kosten aufgeklärt werden. Oder umgekehrt darüber, dass sich über die geringeren laufenden Kosten von E‑Autos oder Wärmepumpen die höheren Investitionskosten auf lange Sicht wieder reinholen lassen. Für entsprechende Anschubfinanzierung zur energetischen Sanierung oder Bau von E‑Ladesäulen ist oft bereits über entsprechende Programme der KfW gesorgt.
eFuels scheinen aufgrund ihrer mangelnden Energieeffizienz kaum geeignet zu sein, um einen entscheidenden Beitrag zu den Klimazielen zu leisten. Gleichzeitig hält die Hoffnung, die mit ihnen verbunden wird, von notwendigen strukturellen Veränderungen ab. Die Bundesregierung müsste sich da klarer positionieren. (Olaf Dilling)
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