Deutschland verschiebt Atomausstieg und stützt Frankreichs Stromversorgung
Deutschland verschiebt den Atomausstieg. Ein bisschen. Die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 bleiben als strategische Notreserve zumindest noch bis April 2023 am Netz. Das verkündete heute das Wirtschaftsministerium in einer Pressekonferenz. Das dritte noch verbliebene deutsche AKW Emsland soll dagegen planmäßig zum Ende 2022 abgeschaltet werden. Das ist das Ergebnis des Stresstests, den die vier großen Übertragungsnetzbetreiber durchgeführt hatten. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass „stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem im Winter 22/23 zwar sehr unwahrscheinlich sind, aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können“
Ein Grund für das etwas längere festhalten Deutschlands an der Atomkraft ist bizarrerweise das Versagen der Strominfrastruktur im Atomstromland Frankreich. Frankreich ist derzeit auf deutsche Stromlieferungen angewiesen und hat im Gegenzug Deutschland Unterstützung bei der Gasversorgung zugesichert. „Deutschland braucht unser Gas, und wir brauchen den im Rest Europas und vor allem in Deutschland produzierten Strom“, sagte der französische Präsident Macron. In Frankreich sind derzeit die Hälfte der Atomreaktoren wegen Schäden und Revisionen nicht am Netz. In Frankreich wird traditionell viel mit bisher billigem Atomstrom geheizt. Daher ist man zwar unabhängiger vom Gas aus Russland aber abhängiger von bezahlbarem Strom.
(Christian Dümke)