Nicht nur in Deutschland steigen die Energie­preise. Auch in Großbri­tannien müssen sich Verbrau­che­rinnen und Verbraucher auf einen erheb­lichen Anstieg der Energie­kosten einstellen. Denn ab heute, dem 01.04.2022, wird die Höchst­grenze für Energie­preise, der sog. Energy Price Cap, um 54 Prozent angehoben.

Was viele nicht wissen: Während in Deutschland die Energie­preise dem Markt überlassen und nur kartell­rechtlich überwacht werden, gibt es in Großbri­tannien eine Preis­de­ckelung durch die staat­liche Aufsichts­be­hörde OFGEM (Office of Gas and Electricity Markets), die der Gas and Electricity Markets Authority (GEMA), unter­steht. Im sechs­mo­na­tigen Turnus werden die Höchst­preise angepasst. Diese Stuktur von Markt­preisen nur unterhalb einer staat­lichen Deckelung stammt aus der Libera­li­sierung des engli­schen und walisi­schen Strom­marktes nach dem Electricity Act nach 1989. Seit 1990 gibt es in UK zwar eine vollständige Markt­öffnung. Doch vollständig vertrauten die Briten dem freien Spiel der Kräfte dann doch nicht.

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Die OFGEM schützt den Verbraucher seitdem nicht nur durch Preis­be­schrän­kungen, sondern vergibt auch Lizenzen für Unter­nehmen, die sich am Strom­markt betei­ligen möchten. Die Lizen­sierung beinhaltet u. a. die Deckelung der Gewinn­marge. Das Ziel der OFGEM ist es, durch Strom­markt­re­gu­lierung einer­seits den Wettbewerb zu fördern, aber anderer­seits so wenig wie möglich in den Markt einzugreifen.

Für den Durch­schnitts­kunden beträgt der Strom­preis seit heute 28 p/kWh (statt 21) und 45 p (statt 25) Grund­gebühr pro Tag, also nun umgerechnet ein ungefährer kWh-Preis von 33 Cent/kWh und rund 16 EUR Grund­preis pro Monat. Gas ist sogar noch teurer geworden, hier ist der Preis von 4 p/kWh auf 7 p/kWh gestiegen, also rund 8 Cent/kWh. Das ist zwar immer noch günstiger als die Grund­ver­sorgung für Neukunden in Berlin. Doch der Blick nach Großbri­tannien verdeut­licht: Die explo­si­ons­artige Preis­ent­wicklung ist kein deutsches Phänomen und sie findet auch unter völlig anderen Rahmen­be­din­gungen statt (Luisa Sobirey/Dr. Miriam Vollmer).