Finnland setzt weiterhin auf Atomkraft. Zu diesem Zweck hatte das Land mit Olkiluoto 3 einen neuen Reaktor fertiggestellt. Es handelt sich um das neueste Kernkraftwerk in Europa und anders als das französische Neubauprojekt Flamanville und und das britische Hinkley Point C schafften es die Finnen auch, das Bauprojekt tatsächlich fertigzustellen – wenn auch mit erheblicher Verzögerung, denn die zunächst geplante Inbetriebnahme sollte schon 2009 erfolgen. Baubeginn war immerhin August 2005 und die Baukosten stiegen von ursprünglich veranschlagten 3 Milliarden Euro auf über 9 Milliarden Euro.
Aber jetzt läuft das neue AKW – oder doch nicht? Bei genauer Betrachtung befindet es sich weiterhin nur im sog. Probebetrieb. Denn nach dem ersten Testbetrieb unter Volllast im Herbst 2022 waren alle vier Speisewasserpumpen des Reaktors beschädigt. Es gab Risse an den Laufrädern. Diese sollen nun zunächst durch neue robustere Modelle ersetzt werden.
Weitere geplante Tests mussten daher zunächst verschoben werden. Am 05. Januar 2022 musste die finnische Netzgesellschaft Fingrid ihren Fehlertest in der Nähe des Kernkraftwerks Olkiluoto 3 wegen unvorhergesehener Erkenntnisse unterbrechen. Laut Fingrids Pressemitteilung war der Zweck des geplanten Beinahe-Miss-Tests, einen kurzzeitigen Kurzschluss in der Nähe des Kernkraftwerks zu erzeugen, der dazu dienen sollte, die Spannung auf die gleiche Weise wie beispielsweise ein Blitzschlag.
Der Beginn des regulären Betriebes ist nun auf März 2023 verschoben worden. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Termin gehalten werden kann oder sich noch weitere technische Probleme im Testbetrieb des neuen Kraftwerks zweigen.
(Christian Dümke)
Ein großes Problem beim Bau komplexer Anlagen ist inzwischen, dass stets versucht wird, die preisgünstigsten Komponenten einzubauen und das daraus entstehende Risiko mit einem Höchstmaß an Dokumentation und Vertragsgestaltung auszugleichen.