Wahlkampf­thema Energie­wende: Was steht im Wahlpro­gramm der SPD?

Im Herbst diesen Jahres ist Bundes­tagswahl und bereits jetzt ist im warm laufenden Wahlkampf erkennbar, dass die Themen Klima­schutz und zukünftige Gestaltung der deutschen Energie­ver­sorgung diesmal zu den wichtigen Themen zählen. Wir haben daher in die Wahlpro­gramme verschie­dener Parteien geschaut, wie diese die Zukunfts­themen Energie und Klima­schutz angegehen möchten und werden hier auf unserem Blog in einer reihe darüber berichten.

Wir beginnen unsere Serie mit dem Partei­pro­gramm der SPD, dass den Titel „Aus Respekt vor der Zukunft. Das Zukunfts­pro­gramm der SPD“ trägt und sich auf den Seiten 8 ff mit dem Thema „Zukunfts­mission I. Klima­neu­trales Deutschland“ befasst.

Kampf dem Klimawandel

Die SPD bekennt sich progra­ma­tisch klar zum Kampf gegen den Klima­wandel und zu einer Politik nach dem Klima­schutz­ab­kommen von Paris, mit dem Ziel der Begrenzung der globalen Erder­wärmung auf 1,5 Grad. Sie erklärt es zum Ziel, dass Deutschland bis 2045 komplett klima­neutral sein müsse. Bis zum Jahr 2040 soll die Strom­erzeugung vollständig auf Erneu­er­baren Energien beruhen, der strom­bedarf werde dabei insgesamt steigen. Allein bis 2030 sieht die SPD einen Strom­mehr­bedarf von 10 tWh.

Ausbau erneu­er­barer Energien ‑Solar­zellen und Wasserstoff

Der massive Ausbau der erneu­er­baren Energien und die Bürger­be­tei­ligung vor Ort, beispiels­weise durch Energie­ge­nos­sen­schaften, sollen das Herzstück der Klima­schutz- und Energie­po­litik werden. Die SPD will die Bürger zum aktiven Mitmachen animieren und zu diesem Zweck Mieter­strom und gemein­schaft­liche Energie­ver­sorgung stärken, kommunale Betei­li­gungs­mo­delle ausweiten und nachhaltige Stroman­leihen auflegen.

Die SPD erklärt es zum Ziel, dass langfristig jedes geeignete Dach mit Solar­an­lagen ausge­stattet werden solle, Vorreiter sollen öffent­liche Gebäude und gewerb­liche Neubauten werden. Wasser­stoff aus Erneu­er­baren Energien sieht die SPD als Brenn­stoff der Zukunft an, in allen Bereichen, in denen eine direkte Elektri­fi­zierung nicht sinnvoll ist. Ohne sauberen Wasser­stoff in großin­dus­triell herge­stelltem Maßstab sei Klima­neu­tra­lität nicht zu erreichen, so die SPD. Konkrete Aussagen zur Windkraft finden sich dagegen nicht im Wahlpro­gramm der SPD.

Klima­schutz und Industriestandort

Das Klima­schutz­gesetz bezeichnet die SPD als wirkungs­vollen Kontroll­me­cha­nismus, das Minde­rungsziel für 2030 solle für 2030 deutlich auf 65 % angehoben und für 2040 auf 88 % festge­schrieben werden. Um dieses Ziel zu erreichen sei ein schneller Ausbau der erneu­er­baren Energien und des Netzes notwendig. Der tradi­tionell stark indus­triell geprägte Arbeits­markt soll aus dem Umbau gestärkt hervor­gehen und die Zukunfts­vision „klima­neu­trales Deutschland“ auf diese Weise zum Jobmotor werden. Die deutsche Industrie soll auf den Weltmärkten mit CO2-neutraler Produktion und Export von Zukunfts­tech­no­logien führend sein. Die vom Ausstieg betrof­fenen Bergbau­re­gionen sollen durch Struk­tur­hilfen beim Aufbau neuer Wertschöpfung unter­stützt werden. Die deutsche Indus­trie­stra­tegie soll in Verbindung mit dem European Green Deal in eine gesamt­eu­ro­päische Lösung einge­bettet sein. Die öffent­liche Hand als großer Bauherr soll bis 2030 schritt­weise immer mehr und ab 2030 ausschließlich klima­neu­trale Grund­ma­te­rialien für Bauten beschaffen.

EEG Umlage und CO2 Preis

Die EEG-Umlage möchte die SPD bis 2025 abschaffen und die Kosten aus dem Bundes­haushalt finan­zieren, dazu sollen auch die Einnahmen aus der bereits beschlos­senen CO2 Bepreisung heran­ge­zogen werden. Die Strom­rechnung solle dadurch „deutlich sinken“. Der Anstieg der CO2 Preise soll durch sozial gerechte Ausgleichs­maß­nahmen für Bürger mit niedrigem Einkommen abgefedert werden. Ein Pro-Kopf Bonus solle geprüft werden. Im Bereich der Wohnungs­wirt­schaft soll der CO2 Preis nach Vorstellung der SPD von Vermie­ter­seite getragen werden.

Das komplette Programm der SPD können Sie hier nachlesen.

(Christian Dümke)

2021-06-02T20:35:40+02:002. Juni 2021|Energiepolitik, Erneuerbare Energien|

NRW stellt seine Wasser­stoff-Roadmap vor

Das Thema Wasser­stoff lässt uns nicht los. Wir hatten bereits über die nationale Wasser­stoff­stra­tegie der Bundes­re­gierung und die Studie der Aurora Energy Research zur künftigen Entwicklung der Wasser­stoff­nach­frage in Europa berichtet. Nun hat auch das Land NRW mit einer Wasser­stoff Roadmap seine ehrgei­zigen Pläne zur künftigen Wasser­stoff­nutzung vorge­stellt. NRW verfolgt das Ziel die indus­tri­ellen Prozesse im Land bis zum Jahr 2050 nahezu klima­neutral zu gestalten, was nur durch den Einsatz von Wasser­stoff erreicht werden könne.

Wasser­stoff habe das Potenzial in allen Sektoren zum Einsatz zu kommen. Ziel ist der Aufbau eines leistungs­fä­higen Wasser­stoff­trans­port­netzes – das bereits gegen­wärtig eine Länge von 240 km aufweist – einge­bettet in eine künftige deutsch­land­weite Netzstruktur. Bereits jetzt wird Wasser­stoff in NRW intensiv genutzt, denn ungefähr 1/3 des gesamten deutschen indus­tri­ellen Verbrauchs erfolgt hier. Die Roadmap beschreibt ambitio­nierte Ziele für die Bereiche Industrie, Mobilität, Energie & Infra­struktur. Beim Verkehr wird dabei auf den Einsatz von Brenn­stoff­zellen gesetzt. Im Zuge der Umsetzung der Roadmap könnten bis zu 130.000 zusätz­liche Arbeits­plätze entstehen. Angestrebt werde der Beitritt zur europäi­schen Allianz für sauberen Wasser­stoff (European Clean Hydrogen Alliance). (Christian Dümke)

2020-11-10T18:47:19+01:0010. November 2020|Energiepolitik, Erneuerbare Energien, Gas, Industrie|

Neue Studie zur künftigen Entwicklung der Wasser­stoff­nach­frage in Europa

Die briti­schen Analysten von Aurora Energy Research haben eine neue Studie zum Thema Wasser­stoff vorge­stellt. Aurora Energy Research ist ein unabhän­giges Energie­markt­mo­del­lie­rungs- und ‑analy­tik­un­ter­nehmen, das 2013 von Ökonomen der Univer­sität Oxford gegründet wurde. In der nun vorlie­genden Studie „Hydrogen in the Northwest European energy system“ wird für Europa ein steigender Wasser­stoff­bedarf prognos­ti­ziert. Die Nachfrage werde bis 2050 auf 2500 TWh pro Jahr steigen. Das entspricht dem achtfachen des heutigen Bedarfes. Allein der indus­trielle Bedarf werde sich mehr als verdoppeln. Eine solcherart verstärkte Nachfrage könnte gleich­zeitig langfristig zur Verdop­pelung der Preise führen.

Die Studie unter­scheidet dabei zwischen „blauem Wasser­stoff“ der aus Erdgas gewonnen wird und „grünem Wasser­stoff“ herge­stellt durch Elektrolyse von Wasser. Bei der Wasser-Elektrolyse liegt die Effizienz derzeit bei rund 60 Prozent. Eine Tonne Wasser­stoff enthält eine Energie­menge von ca 33.330 kWh, die chemische Energie kann jedoch nicht zu 100 Prozent in nutzbare Energie umgewandelt werden. Wasser­stoff gilt als wichtiger Faktor zur Errei­chung des Ziels der CO2 Netto-Null-Emissionen. In Deutschland hat die Bundes­re­gierung dazu die Nationale Wasser­stoff­stra­tegie beschlossen (wir berich­teten).

Die Studie kommt aber auch zu dem Ergebnis, dass grüner Wasser­stoff politische Unter­stützung braucht, um zum blauem Wasser­stoff schneller konkur­renz­fähig zu werden. Derzeit ist seine Erzeugung rund 50 % teurer. Ohne politische Förderung wäre grüner Wasser­stoff laut Studie erst nach 2040 wettbe­werbs­fähig. In einem von der Aurora Energy Research im Rahmen der Studie aufge­stellten Ranking steht Deutschland derzeit auf Platz 1 der attrak­tivsten Märkte für die Wasser­stoff­ent­wicklung. Danach folgen die Nieder­lande, Großbri­tannien, Frank­reich und Norwegen.(Christian Dümke)

2020-11-04T18:24:13+01:004. November 2020|Allgemein, Erneuerbare Energien, Gas, Industrie|