EPR Reaktoren gehören zu den sog Atomre­ak­toren der 3. Generation. Die Abkürzung EPR stand dabei früher für „European Pressu­rized Reactor“ und wird heute unter der Bezeichnung „Evolu­tionary Power Reactor“ vermarktet. Es handelt sich bei EPR um eine geschützte Markenbezeichnung.

EPR Reakto­ren­werden derzeit nur in Finnland (Olkiluoto kürzlich fertig­ge­stellt) und in China betrieben (Taishan I und II. In Frank­reich (Flamanville‑3) und in Großbri­tannien (Hinkley Point C1 und C2) werden derzeit EPR gebaut. Wobei diese europäi­schen Baupro­jekte mit erheb­lichen Verzö­ge­rungen, Kosten­ex­plo­sionen und techni­schen Problemen zu kämpfen haben.

Wie franzö­sische Medien jetzt meldeten, gibt es auch beim EPR in China wohl technische Probleme, die dazu führten, dass der Reaktor abgeschaltet werden musste. Es handelt sich dabei nicht um die erste Abschaltung, der Reaktor war zuvor bereits ein Jahr lang, von Juli 2021 bis August 2022, abgeschaltet gewesen.

Laut der franzö­si­schen Zeitung Canard enchaîné hängt die neuer­liche Abschaltung mit der Entde­ckung einer „übermä­ßigen Oxidation“ an den Reaktor­hüllen zusammen. Diese Hüllen wurden in Frank­reich herge­stellt und fanden auch bei dem weiterhin im Bau befind­lichen Reaktor in Flaman­ville Verwendung. Laut Le Canard enchaîné war der Taishan EPR 1 fast sechs Monate lang still­gelegt, nachdem das Oxida­ti­ons­phä­nomen an den Hüllen der Brenn­stäbe des franzö­si­schen Herstellers Framatome entdeckt wurde.

Der chine­sische Betreiber hält sich zu der aktuellen Proble­matik bedeckt. In einer Presse­mit­teilung vom 9. Juni wird lediglich die Abschaltung des Reaktors, und zwar seit dem 31. Januar wegen einer geplanten Betankung erwähnt. Während dieses Still­stands seien „einige Inspek­tionen und Tests“ durch­ge­führt worden, ohne dass näher angegeben wurde, ob diese mit der  Korrosion in Zusam­menhang stehen.

Bei vielen Beobachtern besteht die Besorgnis, dass es sich um einen Konstruk­ti­ons­fehler des Herstellers handelt, der auch bei den weiteren EPR Baupro­jekten in Europa Auswir­kungen hat.

Die deutsche Presse hat sich bisher für dieses Problem noch nicht inter­es­siert. Es gibt jedoch Quellen in franzö­si­schen und engli­schen Medien. (Quelle, Quelle,Quelle)

Zudem gibt es hierzu in einer Diskussion auf Twitter inter­es­sante Details und Hintergründe

 

Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung und ob auch die deutsch­spra­chige Presse sich des Themas noch annimmt. (Christian Dümke)