Eine interessante Variation des derzeit viel diskutierten CO2-Preises, speziell bezogen auf den Heizungsbereich, erwähnte kürzlich ein Bekannter. In diesem vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) entwickelten und letzten Herbst vorgestellten Modell zahlen erst alle Verbraucher und die Energie eine CO2-Steuer auf Heizwärme. Konkret bedeutet das, das der Endpreis für Heizöl eine Steuer enthalten würde, die sich am Kohlenstoffgehalt des Heizöls bemisst. Damit gilt: Familie Schmidt, die mit Braunkohlebriketts ihre schlecht isolierte Wohnung auf 25° C heizt, zahlt viel CO2-Steuer. Aus Vereinfachungsgründen: Sprechen wir von frei gegriffenen 100 EUR. Familie Müller, die vorwiegend eine solarthermische Anlage und Holz nutzt, um ihr Niedrigenergiehaus zu heizen, und bei niedrigen Temperaturen einen Pullover mehr anzieht, zahlt deutlich weniger, also etwa nur 20 EUR für ein bisschen ergänzendes Erdgas.
Doch das ist nicht das ganze Modell. Der Effekt soll gesteigert und soziale Folgen abgemildert werden, indem eine Rückerstattung stattfindet. Ohne eine solche wäre das Modell vermutlich angesichts der klaren Absage der Politik an Steuererhöhungen im Koalitionsvertrag in der politischen Arena auch kaum überlebensfähig.
Doch natürlich erhält nicht jeder zurück, was er bezahlt hat. Sondern jeder bekommt einen Durchschnittswert zurück, sagen wir: 60 EUR. Das heißt: Familie Schmidt bekommt 60 EUR zurück und zahlt dann in Summe nur noch 40 EUR. Familie Müller dagegen macht sogar Plus: Sie freuen sich über 40 EUR mehr.
In einer idealen Welt würde Familie Schmidt nun sofort ihr Haus isolieren und den Brennstoffträger wechseln. In einer realen Welt aber wohnt Familie Schmidt vielleicht im Hochhaus. Natürlich können Schmidts sich Pullover anziehen und auf effizientes Lüften setzen. Doch so emissonsarm wie Familie Müller in ihrem neuen, hochmodernen Haus werden Schmidts wohl nie. Der Druck, den die Steuer auf sie ausübt, nützt also am Ende ökologisch zumindest bei dieser Familie noch nicht einmal viel.
Realistischerweise sind die Schmidts im Hochhaus aber ohnehin diejenigen, die mit viel weniger Geld auskommen müssen als die Müllers. Und hier sind mein Bekannter und ich beim Bier am Ende zu dem Schluss gekommen: Finanzieller Druck gerade auf diejenigen, die wenig Optionen zum effizienteren Heizen haben, senkt das verfügbare Einkommen der Betroffenen, ohne dass erkennbar wäre, dass der Druck zu weniger Emissionen führt.
Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass der BEE selbst das anders sieht und von einer Entlastung von Familien und Alleinerziehenden spricht. Dies hat der BEE auch beziffert. Sollte es für dieses Problem wirklich eine zielgenaue Lösung geben, die den Druck dort ausübt, wo auch wirklich Änderungspotential besteht, wäre das Modell durchaus ein denkbarer Baustein für die längst überfällige Wärmewende.
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